Gregor Gysi machte seinem Ruf als Analytiker der weltpolitischen und gesellschaftlichen Verhältnisse alle Ehre. Der Vordenker und Franktionsführer der Partei Die Linke im Bundestag, der 2013 zum besten Redner im Bundestagswahlkampf gekürt worden war, zog beim 9. INNO-Talk des hit-Technopark die 250 geladenen Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bereits mit den ersten Sätzen in seinen Bann. Gysi tat dabei nichts anderes, als die Welt zu erklären. Kompetent, mit exakten Schlussfolgerungen und in launiger Form. Und das zwei Stunden ohne Pause.
Mit traumwandlerischer Rhetorik leitete der 66-Jährige sein Publikum auf den Wegen und Irrwegen durch das Dickicht der aktuellen politischen Ereignisse. Er ging auf die zahlreichen Krisenherde in der Welt, die Gastgeber Christoph Birkel in seinem Eingangsstatement angesprochen hatte, ein, und analysierte sie brillant mit wenigen Sätzen. Er benannte die fehlenden funktionierenden Strukturen in vielen Ländern der Erde wie Somalia, Libyen oder Irak und die daraus resultierenden Konsequenzen. Aber Gysi wies auch auf die fehlende Verantwortung der fünf Veto-Staaten der Vereinten Nationen, USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich, hin, die endlich einmal über dieses Problem nachdenken sollten. Die Krise in der Ukraine sei beispielsweise nur zu lösen mit Deeskalation und der Rückkehr zum Völkerrecht.
Während die Welt nicht mehr funktioniere, täten es die Banken und Konzerne umso besser. Sie seien mächtiger als die Politik, sagte Gregor Gysi, was auch zu einer gigantischen Umverteilung der Vermögen geführt habe. „Nur ein Prozent der Menschen besitzen 99 Prozent des weltweiten Vermögens“, zitierte er aus einer aktuellen Studie, „und werden immer reicher.“ Gysi machte das an einem fiktiven Beispiel klar, einem ganz persönlichen: „Ich bin Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank mit einem Drei-Jahres-Vertrag und – sagen wir – 20 Millionen Euro im Jahr. Was passiert nun, wenn nach einem Jahr die Erfolge ausbleiben?“ Er würde gegenüber der Bank dann die Verantwortung ablehnen und auf die schwachen Mitarbeiter abwälzen oder sogar mit internen Veröffentlichungen im Spiegel drohen. Was käme heraus? Man trennt sich sofort und zahlt das Gehalt für die ganze Vertragslaufzeit. „Ich würde also in einem Jahr mit schlechter Arbeit genauso viel verdienen, als ob ich drei Jahre hart arbeite …“
AEMEDIA konzipierte die Werbemaßnahmen für die Veranstaltung und unterstützte den Event mit Presse- und PR-Aktionen.