Die Hansestadt ist die Stiftermetropole Deutschlands. Nirgendwo im Land ist die Bereitschaft der Menschen größer, privates Vermögen für Überzeugungen, Kunst, Wissenschaft und zum Wohle der Menschen einzusetzen. In der Geschichte geht es um die Entwicklung der Stadt zur Stifterhauptstadt, um große und kleine Stifter sowie um die Auswirkungen des bürgerlichen Engagements auf die Stadt. Dirigent Thomas Hengelbrock, zukünftig musikalischer Chef der Elbphilharmonie, deren Bau dank einer Stiftung erst möglich wurde, spricht über seine Erfahrungen zum privaten Engagement in der Stadt. Natürlich bietet das club!-Magazin seinen Lesern auch in dieser Herbst-Ausgabe viele spannende Themen. So geht es bei der Wissensgeschichte über das Innovationsmanagement darum, wie Unternehmen ihr Innovationspotenzial mit Hilfe von externen Kräften vergrößern können. Corny Littmann, erfolgreicher Hamburger Unternehmer, spricht über Erfolge und Misserfolge in seiner beruflichen Laufbahn, Stararchitekt Meinhard von Gerkan berichtet über Wissenswertes und Amüsantes bei seinen weltweiten Bauprojekte. Ein interessantes Projekt bringt Unternehmer Jan Sadowsky auf den Weg. Seine Firma entwickelt nachhaltige Konzepte, die die Welt ein bisschen besser machen sollen.
„Ohne Begeisterung ist alles nur die Hälfte wert“
Der Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters Thomas Hengelbrock über die Weltsprache Musik, die kunstvolle Balance aus Technik und Seele beim Musizieren und seine Erfahrung als Neu-Hamburger zum privaten Engagement in dieser Stadt.
club!: Herr Hengelbrock, am 11. Januar 2017 wird die Elbphilharmonie eröffnet. Kribbelt es schon ein wenig und empfinden Sie eine gewisse Anspannung?
Thomas Hengelbrock: Wir freuen uns alle unglaublich darauf, endlich dieses fantastische Haus bespielen zu können! Der Umzug eines Sinfonieorchesters mitten in der Saison aus der Laeisz-halle in die Elbphilharmonie mit all den damit verbundenen Unwägbarkeiten ist allerdings eine große logistische Aufgabe, die wir zu lösen haben. Angespannt bin ich deshalb aber nicht.
Was erwarten Sie von dem neuen Konzerthaus?
Die Musik braucht ein Zuhause. Früher waren das die großen Dome und Kathedralen. Später Königshäuser und Fürstensitze. Dann auch die privaten Häuser der Adligen, die für Konzerte geöffnet wurden. Je anziehender, attraktiver und offener ein Haus für die musikalische Kommunikation ist, desto besser. Die Elbphilharmonie wird einen enormen Impuls nicht nur für das Hamburger, sondern für das norddeutsche Musikleben setzen.
Hatten Sie Einfluss auf die Planungen bei der Akustik?
Die architektonischen Planungen waren längst abgeschlossen, als ich 2011 als Chefdirigent dazugekommen bin. Ich bin jetzt vor allem mit inhaltlichen Dingen befasst. Was spielen wir? Wie schaffen wir es, mit diesem Haus der Bevölkerung etwas zurückzugeben? Das darf kein exklusiver Ort für einige wenige Leute sein, die es sich leisten können. Mein Ziel ist es explizit, dass wir Konzertformate finden oder erfinden, die es wirklich jedem ermöglichen, in die Elbphilharmonie zu kommen.
Verlangt ein besonderes Haus wie die Elbphilharmonie nach besonderen Ideen und Lösungen?
Unbedingt. Dieses Haus setzt Impulse. Es wird viele Kompositionsaufträge geben. Natürlich ist und bleibt es eine Philharmonie. Es ist kein Opernhaus oder Theater wie die Kampnagel-Fabrik. Es ist die Elbphilharmonie und man muss sie dem Raum gemäß bespielen. Ihre ausgesprochen verführerische Lage lässt einen natürlich darüber nachdenken, was für Aktivitäten man um diese Location herum planen könnte.
Ihr Kollege Daniel Barenboim sagt, die Qualität seines Berliner Orchesters beruhe darauf, dass sich 98 Prozent der Musiker den ersten Ton eines Werkes gleich vorstellen. Ist das auch Ihre Maxime für die klangliche Ausgewogenheit?
Die Vorstellung ist ein ganz wesentliches Gestaltungskriterium. Zunächst ist die Vorstellung da, dann folgt der Klang. Darum brauchen wir unmittelbar vor dem Beginn eines Stückes einen Moment konzentrierter Stille. Wenn Sie dann in meinen Kopf hineinzoomen könnten, würden Sie sehen, dass ich mir ganz intensiv den Anfang des Werkes vorstelle. In diesem Anfang muss alles enthalten sein. Das Tempo, die Farbe, die Dynamik, der Klang. Das Fließende, das Stockende, der Charakter, das Zusammenspiel. Dann setze ich den Klang mit meiner Geste frei. Das heißt aber, dass die Musiker auch schon vorher in diesen Vorstellungsprozess eingebunden sein müssen.
Wenn Sie mit Ihrer Vorstellung eines Stückes zur ersten Probe vor das Orchester treten, verändert sie sich dann manchmal noch durch die unmittelbare Reaktion Ihrer Musiker darauf?
Ich möchte mal so sagen: Meine Vorstellung, wie etwas klingen soll, ist ganz generell sehr stark geprägt worden durch dieses Orchester. Das Orchester hat einen wunderschönen tiefen, warmen, vollen, reichen Klang. Es kann sehr emotional spielen, die Menschen sind sehr involviert, was nicht bei jedem Orchester der Fall ist. Die Art und Weise, wie das NDR Sinfonieorchester spielt, hat mich auch in meinem Dirigieren verändert.
Gibt es Momente, in denen Sie das Gefühl haben, dass die Musiker Ihre Vorstellung nicht umsetzen?
Natürlich gibt es Momente, in denen wir nicht erreichen, was wir uns vorstellen. Aber wir eifern alle einem Ideal nach, und es gibt diese beglückenden Momente, wo man sagt: Jetzt, jetzt haben wir’s erkannt und erspürt. Jetzt ist alles da. Das spüren alle Musiker und auch das Publikum. Das sind Dinge, die sich ereignen müssen, herbeiproben kann man sie nicht. Novalis hat einmal gesagt: Wo ein Begeisterter ist, da ist der Gipfel der Welt. Ich finde, ohne Liebe und Begeisterung ist alles nur die Hälfte wert.
Kann man den Unterschied zwischen Begeisterung und etwas weniger Engagement bei einem erstklassigen Orchester tatsächlich hören?
Ich höre sofort, ob ein Ton beseelt ist oder nicht.
Lässt sich das beschreiben?
Beschreiben Sie mal die Seele … Als Musiker hat man die Aufgabe, genau diese Balance herzustellen zwischen dem Abstand, den man braucht, um ein Stück technisch vollkommen zu durchdringen und wiederzugeben und einem inneren Engagement, das aber zugleich Raum lässt, so dass die Gefühle der Zuhörer einfließen können. Wenn Sie die Emotionalität übertreiben, kann es auch passieren, dass Sie ein Publikum verstören. Die richtige Balance ist eine ganz große Kunst.
Verzeihen Sie den Musikern auch einmal eine kleine Schwäche, wenn sie nicht so spielen, wie Sie es gern hätten?
Ja klar. Als Dirigent muss man nicht nur, sondern soll man auch vieles akzeptieren. Ich finde, man muss nicht alles nach seinem Gusto ändern. Ich höre mir gern auch Dinge an, die gut sind. Finde ich sie spannend, dann lasse ich sie so.
Es bleibt ja immer dieselbe Sprache…
…und sie ist universal. Wenn wir in Seoul oder Tokio sind, in Südamerika, Afrika oder in europäischen Ländern merken wir, dass uns die Musik unglaublich verbindet. Ich glaube, dass die Musik neben dem Fußball die einzige wirkliche Weltsprache ist, die alle Menschen verstehen. Wenn Sie sehen, dass beim Finale der Fußball-WM zwei Milliarden Menschen vor den Bildschirmen sitzen, ist es doch interessant zu wissen, dass sich beispielsweise in Deutschland deutlich mehr Menschen eine Karte für das Konzert, die Oper oder das Theater kaufen, anstatt ins Stadion zu gehen. Es ist vielen Leuten gar nicht bewusst, dass auf 1000 Menschen, die in Deutschland in ein Stadion gehen, 1500 kommen, die ins Konzert, in die Oper oder ins Theater gehen.
Wann stand für Sie fest, dass Sie Musiker werden wollten?
Im Grunde schon, als ich ein kleiner Junge war. Ich habe als Zehnjähriger Mozarts A-Dur-Violinkonzert gehört. Das hat mich so unglaublich berührt, dass ich nach Hause gegangen bin und gesagt habe, dass ich genau dieses Konzert auch einmal spielen möchte.
Von da an wollten Sie Geiger werden?
Das wollte ich unbedingt. Mir war mit 15 Jahren klar, dass ich die Schule abbreche und studieren will. Ich habe einen Studienplatz für Frühbegabte bekommen und dann angefangen.
Wie wurden Sie vom Violinisten zum Dirigenten?
Ich habe vielen Orchestern als Konzertmeister vorgestanden. Als Konzertmeister gehört es zu den Aufgaben, dass man auch einmal ein Kammerorchester von der Geige aus leitet. Ich erinnere mich an eine Probe, da kam der Dirigent Antal Dorati zu spät zur ersten Orchesterprobe. Es saßen 100 Leute herum und warteten und ich sagte: Lasst uns doch einfach anfangen zu proben. Ich habe mit dem Geigenbogen das Orchester dirigiert. Dorati kam zehn Minuten später und hörte sich von der Empore die gesamte Probe an, ohne sich zu zeigen. Im Anschluss holte er mich in sein Zimmer und sagte: Sie müssen Dirigent werden. Wollen Sie mein Assistent werden?
Vermissen Sie manchmal Ihre Geige?
Nein. Das Interessante ist, wenn ich Geiger begleite, fühlen die sich alle extrem wohl. Ich kenne die Stücke aus dem Effeff, viele habe ich selber mit Orchestern gespielt. Ich atme mit den Solisten mit und weiß, wo die schwierigen Passagen sind, wo man ein bisschen Zeit geben muss. Und in meiner linken Hand sind die Fingersätze immer noch so drin, dass die Finger während des Dirigierens mitzucken.
Verändern sich Stücke eigentlich, wenn Sie sie nach einer längeren Pause wieder spielen?
Sicherlich. Das Orchester hat sich ja ebenfalls verändert. Wir haben zum Beispiel gerade die „Siebte“ von Beethoven auf Tournee gespielt. Das war etwas ganz anderes als noch vor einem Jahr in Hamburg. Es war wie ein neues Stück. Danach sind viele Leute, auch Kritiker, gekommen und haben gesagt, das war der tollste Beethoven, den wir je gehört haben.
Mit der „Eroica“ haben Sie den Hamburgern zu Beginn Ihrer Zeit einen Beethoven vorgesetzt, wie sie ihn noch nie gehört hatten. Haben Sie sie danach wieder aufgeführt?
Auf Kuba, mit kubanischen Studenten. Es war wieder ganz anders. Ich habe eine private Akademie, die Balthasar Neumann Akademie. In diesem Rahmen habe ich die kubanischen Musiker unter meine Fittiche genommen, die jungen Instrumentalisten brauchen dringend Unterstützung. Die Kontrabassisten haben zum Beispiel Wäscheleinen und Telefondrähte auf die Instrumente gezogen, weil es kein Geld für Saiten gibt. Sie haben auf lausigen Instrumenten gespielt, aber trotzdem mit einer Liebe und einem Schwung, der mir die Tränen in die Augen getrieben hat.
Ist die „Eroica“ für Sie persönlich ein wichtiges Stück?
Ich glaube, das ist für jeden Dirigenten ein ganz spezifisches Stück. Es ist der große Wendepunkt in Beethovens Leben. Diese Sinfonie werde ich alle fünf Jahre dirigieren, auch, um mich daran zu messen und zu sehen, wie der Weg weitergeht.
Eine Art Selbstüberprüfung bei der Wiederbegegnung mit einem Werk?
Ich mache für jedes Stück eine umfangreiche Quellensammlung und lese sehr viel darüber. Jedes Mal wenn ich es neu dirigiere, erstelle ich mit Hilfe meines Dramaturgen ein umfangreiches Archiv mit Fachartikeln und Analysen. Dann höre ich mir meine alten Aufnahmen an. Denke, das ist toll und das ist nicht so gut, an dieser Stelle kann man noch justieren. Es geht eben immer noch schöner und vollkommener.
Kommen wir noch einmal zur Elbphilharmonie. Die Stiftung Elbphilharmonie hat einen großen Anteil daran, dass dieses neue Musikhaus in der Stadt entsteht. Wie bewerten Sie die Arbeit dieser Stiftung?
Dazu möchte ich gerne etwas sagen. Es ist eine der tollsten, wenn nicht die tollste Erfahrung, die ich als neu Hinzugezogener in Hamburg gemacht habe: Zu erleben, mit welchem Enthusiasmus die Bürger dieser Stadt sich engagieren. Für alle Bereiche. Ich kenne keine Stadt in Europa, in der privates Engagement eine solche Rolle spielt und so viel bewegt wie hier in Hamburg.
Das hilft der Musik, aber auch der Kultur insgesamt, oder?
Die Kultur ist wirklich die Basis unseres Zusammenlebens, die Musik ist ein wichtiger Teil davon. In Südamerika oder Asien zum Beispiel begreifen die politisch Verantwortlichen, dass sie häufig nur mit Hilfe der Musik die Drogenkinder von den Straßen holen können. Sie führen dann Hunderte von Jugendlichen in Orchestern zusammen. Die lernen über das Zusammenspiel das Leben in der Gemeinschaft. Vor dem Hintergrund der Krisen und Zerstörungen in der Welt ist jedes Engagement einer Stiftung absolut notwendig. Weil es den Sinn für Gemeinschaft entwickelt. Es kann gar nicht genügend Stiftungen geben, die sich mit Kultur und Musik beschäftigen.
Kommen Sie mit Stiftern zusammen und sprechen über diese Notwendigkeiten?
Natürlich. Ich selber habe seit bald 20 Jahren die Balthasar-Neumann-Akademie und unterrichte junge Leute. Ich mache das ehrenamtlich, bin aber für die Organisation der Akademie auf Stifter angewiesen. Es ist sehr schön zu sehen, wie die jungen Leute in internationalen Kombinationen zusammenspielen, und sich dann auch gegenseitig besuchen. Ich glaube, dass wir in unserem Bereich sehr viel bewegen können.
Können Sie auch Stiftungen unterstützen?
Alles Geld, das übrig war, habe ich die ganzen Jahre in den Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble und in die Akademie gegeben. Ich bin Schirmherr bei verschiedenen Projekten. Wenn ich Preise bekomme, stifte ich das Geld der Akademie des NDR- Sinfonieorchesters oder dem Balthasar-Neumann-Ensemble, so auch jetzt beim Herbert-von-Karajan-Musikpreis. Ich bin Schirmherr von kinderPaCT Hamburg und veranstalte für diese Einrichtung einmal im Jahr ein Benefizkonzert.
Wie sind Sie zu der Schirmherrschaft von kinderPaCT gekommen?
Die Begegnung mit den Verantwortlichen von kinderPaCT war für mich von Beginn an sehr berührend. Ich habe die Arbeit gesehen, die Ärzte und Psychologen dort leisten. Sie haben über ihre normale berufliche Tätigkeit hinaus in ihrer Freizeit ein Netzwerk mit Pflegerinnen, Krankenschwestern, Psychologen und Ärzten geschaffen, um schwersterkrankte Kinder bis zum Ende in ihren Familien zu betreuen, anstatt sie ins Krankenhaus verlegen zu müssen. Und sie kümmern sich auch um deren Geschwister und Eltern. Ich habe diese Menschen dort wahnsinnig gern und möchte sie langfristig unterstützen, immer wieder auf ihre Arbeit hinweisen.
Das Wohl und die Ausbildung von jungen Menschen liegen Ihnen besonders am Herzen.
Das ist mir ganz wichtig. Ich selber bin den Musiklehrern meiner Heimatstadt Wilhelmshaven unendlich dankbar. Ohne sie wäre ich nicht Musiker geworden und es wäre mir ohne sie auch nicht möglich gewesen, dieses privilegierte Leben zu führen.
Das Interview führten Andreas Eckhoff, Uwe Prieser, Achim Schneider.
Hamburg pflanzt Trinkwasser
Im November will der Unternehmer Jan Sadowsky im Klövensteener Forst 20 000 Bäume pflanzen. Die Aktion ist Teil seines Umweltprojektes „Klimapatenschaft“, mit dem er sauberes Trinkwasser generieren und die Welt ein bisschen besser machen will.
Früher hat es Jan Sadowsky gemacht wie alle anderen. Wenn das Holz für den Kamin zur Neige ging, fuhr er zur Tankstelle oder zum Baumarkt und kaufte einen Stapel neue Scheite. Aber das ist längst vorbei. Heute wählt er einen anderen Weg. Individueller, nachhaltiger. Er fährt selbst in den Wald und schlägt sein Holz mit den eigenen Händen. „Einmal im Jahr fälle ich einen Baum“, sagt er. „Es ist ein Unterschied, ob Sie Ihr Kaminholz einfach im Supermarkt kaufen oder einen 80 Jahre alten Baum selbst fällen.“ Sadowsky sagt, er habe im Laufe der Zeit eine andere Einstellung zur Natur gefunden: „Bäume fällen ist ein sinnliches Erlebnis.“
Seit fast einem Jahrzehnt beschäftigt sich der Hamburger Unternehmer mit den Themen Wald, Wasser und Ökologie. Viel von seiner Energie steckt er dabei in ein Projekt, das er „Klimapatenschaft“ genannt hat und mit dem er sich intensiv für den Klimaschutz einsetzt. Dabei geht es ihm vor allem darum, sauberes Grund- und Trinkwasser zu generieren und Menschen und Unternehmen die Möglichkeit zu eröffnen, wasser-neutral zu leben. Wasser-neutral leben? Das ist, verkürzt gesagt, die Wasser-Variante eines CO2-neutralen Lebens, also im Sinne des Umweltschutzes sehr erstrebenswert. Um möglichst viel Wasser in die Erde sickern zu lassen, kommt dabei der Wald ins Spiel.
Jeder Baum, erklärt Sadowsky, sorge im Jahr für 200 Liter Grundwasser. Man müsse also nur so viele Bäume pflanzen, wie man jährlich Wasser verbraucht, schon lebe man wasser-neutral. „Hamburg pflanzt Trinkwasser“ heißt die aktuelle, bislang größte Aktion der „Klimapatenschaft“ (siehe auch Event Tipp). Dabei sollen Anfang November im Klövensteener Forst 20 000 Laubbäume gepflanzt werden – gewissermaßen also 4 000 000 Liter Wasser. Nun muss Sadowsky aber doch erklären, wie seine Bäume das Wasser erzeugen. „Nein“, sagt er da. „Natürlich erzeugen Bäume nicht direkt Wasser.“ Tatsächlich geht es um etwas anderes. Viele Wälder sind heutzutage reine Tannenwälder. Die abfallenden Nadeln verdichten den Boden so sehr, dass er kaum noch Wasser durchlässt. Sadowsky: „Laubwälder sind da deutlich im Vorteil – zum einen tragen sie im Winter keine Blätter, so dass der Regen direkt auf den Boden fallen kann. Zum anderen verdichten die Blätter den Boden nicht, so dass Wasser problemlos einsickern kann.“
Seine Bäume sind Buchen und Eichen. 17 Jahre lang hat Jan Sadowsky als Vermögensverwalter gearbeitet. Man könnte sagen, er hat damit so viel Geld verdient, dass er sich den Luxus leisten kann, Projekte wie die „Klimapatenschaft“ zu betreuen. Aber ganz so ist es auch wieder nicht. Tatsächlich basiert seine Idee der Klimapatenschaft auf einem sozialen und ökologischen Ansatz. Aber Geld verdienen lässt sich damit auch. Denn Sadowsky verkauft seine Ideen an Unternehmen, denen Nachhaltigkeit ein Anliegen ist. Für diese hat er dann gleich ein ganzes Paket von Lösungen im Angebot, in dem die Wasserneutralität nur ein kleiner Teil ist.
Ansonsten geht es um Einsparungen beim Energieeinkauf, den Wechsel zu sauberem Strom und andere Wege, sich ökologisch verantwortungsbewusst zu verhalten. Darüber hinaus bietet er Waldflächen als Geldanlage an. Er selbst besitzt Wald in Panama, Vietnam und eine kleine Parzelle in Schleswig-Holstein. Sein liebstes Stück Land liegt allerdings in Südamerika. Dort ist er an einer Fläche mit Kakaopflanzen beteiligt. Zusammen mit einem Süßwarenhersteller hat er aus der ersten Ernte eine Bio-Schokolade entwickelt. Demnächst soll sie auf den Markt kommen.